Von Ninja’s, Monsterwürmern und dem Wolkenpass

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Der Bus steht schon fünf Minuten vor dem vorgesehenen Zeitslot vor der Türe, weshalb das Zimmertelefon leutet und die freundliche Rezeptionistin uns dies mitteilt. In Windeseile packen wir die letzten Teile in die Koffer und stürzen zur Lobby. Der Bus ist weg.

Da er noch weitere Fahrgäste einsammeln muss, ist er schon mal weiter gefahren und soll in fünf Minuten wieder da sein. Wir hoffen noch gute Plätze zu bekommen. Die ca. 150 km lange Strecke nach Hoi An, inklusive Zwischenstopps an Sehenswürdigkeiten und einem Erdnussbutterbaguette haben wir für 250.000 VND, ca. 10 EUR pro Person gebucht.
Es begrüßt uns ein super gut gelaunter, gut englisch sprechender Tour-Guide von TNT-Travel, der sich als Hoan vorstellt mit allerlei humorvoller Einlagen.

Wir verlassen Hue in Richtung Osten und halten nach kurzer Zeit im Vorort Lang Xa Bau. Hier besteht die Möglichkeit sich für die Fahr noch mit einigen Dingen auf dem lokalen Markt einzudecken. Hoan stellt uns hier eine im japanischen Baustil errichtete Brücke mit einer Fledermaus als Symbolfigur vor. Die Fledermaus gilt hier als Glücksbringer.

Austern BBQ

Auf unserem Weg weiter kommen wir an der Lagune Dam Cau Hai vorbei, die als größte Lagune in ganz Südostasien gilt.
Der nächste Stopp ist in Lang Co am See Dam Lap An. Hier findet sich eine große Austernfarm und wir können die Züchter beim Ernten bestaunen. Es werden lange Stäbe mit alten Moped- oder Fahrradreifen bestückt im Wasser verankert. Innerhalb eines Jahres wachsen daran dann bis zu neun Kilo Austern heran. Bevor es weiter geht, dürfen wir uns die hiesige Spezialität natürlich nicht entgehen lassen und genießen ein Austern-BBQ für 150.000 VND, ca. 6 EUR. Ganz vorzüglich, ein Muss, wenn man hier ist.

Ninja Leads

Weiter auf dem Weg zum Wolkenpass erklärt uns Hoan etwas über Sicherheit im Straßenverkehr:
Es gibt 100 Millionen Vietnamesen und 80 Millionen Motorroller in Vietnam. Daher erreicht die Fraktion der Rollerfahrer eine besondere Bedeutung und es gibt vier Archetypen vor denen man sich in Acht nehmen sollte.

Wolkenpass Hai Van

Der erste Typ seien die Ninja-Lead’s.
Wir schauen uns fragend an und erahnen schon, was das sein könnte, ist uns diese besondere Spezies bereits auf den Straßen aufgefallen. Völlig vermummte Fahrerinnen bei denen nur ein kleiner Sichtschlitz vor den Augen offen bleibt.
Das besonders fatale: Ninja-Lead’s haben immer recht. Auch wenn man sich vollkommen an die ohnehin im allgemeinen nicht praktizierten Verkehrsregeln hält und es zu eine Gefahrensituation mit einem Ninja-Lead kommt, wird sie dir lautstark erklären, dass du im Unrecht bist.

Und die Ninja-Lead’s haben eine eigene Reihenfolge von Verkehrstypen auf die sie ihrerseits achten. Das sind zuerst Kinder, andere Ninja-Lead’s, Familien, Männer und dann Hunde, wobei bei letzteren manchmal die Reihenfolge auch wechselt.
Louis Vuitton hat dazu sogar eine Kollektion heraus gebracht.

Der zweite Typ auf den man acht geben muss, sind die Fahrer von Elektroscootern, denn diese sind oft jung und unerfahren, außerdem sind die Batterien sehr schwer und beeinflussen das Fahrverhalten negativ.

Austern BBQ

Der dritte Typ sind die Shippers.
Mopeds, die gerne mal mit mehr als 250 kg laut Herstellerangaben völlig überladen sind, ein Moped in Vietnam dies aber ohne weiteres leisten muss. Oder Fahrer, die mit der linken Hand ein mehrere Meter langes Sperrgut mit sich führen und mit der rechten den Gashebel und die Bremse gleichzeitig bedienen.

Und der letzte Typ sind die Racers, in der Regel junge Männer, denen es nicht schnell genug gehen kann.

Wolkenpass

So kurzweilig unterhalten, erreichen wir schnell den Wolkenpass und haben heute Glück. Die Wolken verziehen sich und öffnen den weiten Blick in die Täler und das Meer. Der Pass grenzt die beiden Provinzen Thua Thien Hue und Da Nang ab und ist gleichzeitig die natürliche Wetterscheide zwischen Nord- und Südvietnam.

Er war in beiden Indochinakriegen aufgrund seiner strategischen Lage heiß umkämpft. Heute finden sich dort noch französische und amerikanische Bunker.

Der Pass wird heute durch den Hai Van Tunnel entlastet, der durch ein vietnamesisches-japanisches Joint Venture realisiert wurde.

Nach einer kurzen Rast und wieder auf dem Weg nach unten berichtet unser Guide, es gäbe hier aufgrund der Vegetation und des Klimas Erdwürmer, die gerne mal 1,50 m lang werden. Kaum zu glauben, aber ein kurzer Blick ins Internet zu diesem Thema zeigt, dass es noch länger geht.

Basket-Boat’s

Jetzt bekommen wir wieder einen Blick auf das Meer. Nahe der Stadt liegen einige Boote im Wasser. Hoan weist uns auf einen besonderen Bootstyp hin. Es sind komplett runde Boote, die aufgrund ihres Aussehens hier Basket-Boat’s genannt werden. Trotz das sie äußerst umständlich fort zu bewegen sind, sind diese Boote sehr beliebt. Der Hintergrund ist, dass auf Boote in Vietnam – zumindest in diesem Teil – Steuern anfallen. Die runden Basket-Boote fallen jedoch nicht in die Kategorie Boote und sind damit von der Steuer befreit. Komische Steuergesetze gibt es überall.

In Da Nang angekommen wartet die letzte Zwischenstation unserer Reise, die Marble Mountains. Hier wurde bis ins Jahr 2008 Marmor aus steil aufragenden Bergen abgebaut. Um sie als Touristische Attraktion zu erhalten, wurde der Abbau verboten. Im inneren der Berge findet man einige Tempel und auf dem Gipfel eine weitreichende Aussicht über Da Nang hinaus.

Weiter geht es in Richtung Hoi An, unser letztes Ziel auf dieser Tour. Mitten im Nirgendo an einer Durchgangsstraße etwa 2 km von Hoi An hält der Bus und wir sollen aussteigen. Erster Schock – optisch ist es hier nicht gerade ansprechend. Abgeerntete Reisfelder, staubige Straße und das nächste Haus in weiter Ferne. Nach einem kurzen Gespräch mit Hoan sind wir beruhigt. Für uns geht es auf der anderen Seite des Busses weiter und nach einem Fußmarsch von 300 oder 400 m gelangen wir zum Hotel. Es geht durch ein friedliches und entspanntes kleines Dorf mit vielen Unterkünften, einer Einkaufsstraße mit dem üblichen Angebot und einigen eleganten Restaurants. In dieser kleinen Idylle finden wir gleich zwei Craftbierbars, eine sogar mit Happy Hour Angebot.