Gestrandet

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Wir schaffen es pünktlich mit dem Taxi zur Busstation zu kommen. Der einzige Trost für Marco: wir werden noch heute Nachmittag auf der schönen tropischen Insel Phu Quoc ankommen und können dann eine Woche Sonne, Meer und Strand genießen!

Die Fahrt ist nicht gerade magenfreundlich. Während der relativ kurzen Strecke von 150 km fahren wir über unzählige kleine Brücken, die über die kleinen Kanäle führen. Vor jeder Brücke wird der Bus abgebremst und trotzdem ruckelt und schaukelt es ziemlich. Zwar ist es eine Art Autobahn, aber die Kanalbrücken stellen teilweise mehrere Zentimeter hohe Stufen dar. Und das alle paar hundert Meter.

In Rach Ghia am Fähranleger dann der Schock: Die Fähren fahren nicht, das Wetter ist zu stürmisch (für uns von dort aus nicht unbedingt nachvollziehbar).

Wir treffen andere Touristen und erfahren, dass die Fähre wohl schon seit einigen Tagen nicht fährt- so ein Pech! Jeweils um 6 Uhr morgens und abends wird wohl entschieden, ob gefahren werden kann oder nicht.

Eine 3-köpfige australische Familie aus Melbourne und ein Engländer aus Manchester bieten uns an, in ihrem Minibus nach Ha Tien mitzufahren. Hier legen ebenfalls Fähren ab und die Chance scheint besser zu sein, dass diese auch fahren.

Leider werden wir auch hier wieder enttäuscht, wir sollen um 17:30 Uhr wiederkommen, dann würde neu entschieden werden. Wir beschließen, zusammen zu bleiben und den Nachmittag im kleinen Ort Ha Tien zu verbringen. Erstmal was essen am örtlichen Markt, dann Kaffeetrinken und schließlich wieder zur Fähre zurück. Die Leute sind nett und durch die Unterhaltungen vergeht die Zeit bis zum frühen Abend.

Da wir frühzeitig (mit Fahrrad-Rikschas!) wieder bei den Fähren ankommen, kann ich einen Platz ganz vorne in der Schlange am Ticketschalter ergattern. Leider umsonst, die Fähren fahren nicht, wir sollen am nächsten Morgen um 6 Uhr wiederkommen!
Wir buchen 3 Hotelzimmer in Ha Tien und atmen erstmal auf, dass wir für die Nacht versorgt sind.

365 Tage und ein Song

David, der Engländer und wir beschließen, noch in eine Bar zu gehen um etwas zu trinken. Aber in diesem sehr untouristischen Ort gibt es natürlich keine Bar, wie wir uns das vorstellen. In einer Seitenstraße sehen wir mitten auf der Straße Partyzelte stehen und es schallt laute Musik zu uns. Da gehen wir mal hin!

Wir landen mitten in einer vietnamesichen Party anlässlich eines 1-jährigen Geburtstages eines kleinen Mädchens. Wir werden von den Vietnamesen fast an den Tisch gezerrt, Essen und Bier werden vor uns hingestellt, jeder will uns mal die Hand schütteln und ein Foto mit uns. Die Musik ist ohrenbetäubend, so fällt es auch kaum auf, dass wir uns nur mit wenigen, englisch sprechenden Vietnamesen unterhalten können. Leere Bierdosen und Essensreste werden einfach unter den Tisch geworfen, die Stimmung ist super und wir genießen das Treiben. Am Schluss überzeugen uns die Vietnamesen, auch mal beim Karaokee mitzumachen, das dort sehr beliebt ist (und nicht jeder kann gut singen). David singt „Everybody loves somebody“ von Dean Martin, wir alle zusammen „We wish you a merry christmas“. Dann machen wir den Abgang. Was für eine unerwartete Wendung in all dem Frust heute!

Schon früh am nächsten Morgen stehe ich an der Rezeption, um heraus zu bekommen, ob wir heute auf die Insel kommen können. Leider wieder nur schlechte Nachrichten: die Fähren fahren nicht, die nächste Info wieder um 6 Uhr abends. Zum Glück geht es Marco trotz Stress am Vortag wieder besser. Die Australier reisen zurück nach Saigon. Wir überlegen mit David, wie es weiter gehen soll. Ich ergattere schließlich einen Flug von Rach Gia über Sai Gon nach Phu Quoc für den nächsten Tag.

David möchte noch bleiben und einen Ausflug nach Kambodscha am nächsten Tag unternehmen. Zusammen beschließen wir, die Zeit gut zu nutzen und an den Strand Mui Nai zu fahren, um dort noch etwas zu entspannen.

HoHoHo

Und dann ganz unerwartet schreibt mir Eric, der Rezeptions-Angestellte unseres bereits gebuchten Hotels in Phu Quoc, dass die Fähren nachmittags wieder fahren würden! Er bucht drei Tickets für uns für den Nachmittag. Ganz entspannt genießen wir noch ein tolles Essen mit Squids, Gemüse und Reis bevor wir mit dem Taxi zurück zum Hotel fahren, um unsere Sachen zu holen und zur Fähre zur fahren.

Wie erleichtert sind wir, als die Fähre wirklich fährt! Am Fähranleger werden wir sogar abgeholt und zum Hotel gebracht. Jetzt kann der Heiligabend beginnen!

Nach dem Einchecken finden wir einen gemütlichen Italiener. Wir gönnen uns eine gute Flasche italienischen Rotwein und ein paar Kleinigkeiten zum Essen. Wir rufen die Kinder an und wünschen ihnen ganz entspannt frohe Weihnachten.