Bei den Reisevorbereitungen versucht ich gerne mal einen Besuch in einer hiesigen Brauerei einzubauen und bin mit der Squezzy Brauerei in Chuncheon fündig geworden. Daher geht es heute auf einen Zwischenstopp in das etwa 60 km entfernte Chuncheon, denn von Seoul aus ist es bis hierhin möglich mit Metro und Regionalbahn zu fahren. Mit dem M-Pass, unserem 3-Tagesticket, können wir bis dahin kommen – dachte ich zumindest.

Beim Auschecken werden wir jedoch nicht heraus gelassen. Der M-Pass meldet immer wieder Fehler und das Tor bleibt gesperrt. Mehrere Versuche schlagen fehl. Auch den bei anderen Fahrgästen schon beobachteten Versuch mit der Karte erst auf der Eincheckseite zu buchen und dann auf der Auscheckseite funktioniert nicht. Einen Fahrkartenautomaten, an dem eventuelle Kosten nachgezahlt werden können finde ich nicht. Bis uns ein Einheimischer mit seiner Karte hilft. Dann sind wir draußen. Wir kommen kurz ins Gespräch. Es stellt sich heraus, dass er in Deutschland studiert hat und sehr gut deutsch spricht.

Endlich am Hotel Yaja angekommen stellen wir fest, dass das gebuchte Zimmer wie angekündigt erst ab 18:00 Uhr bezogen werden kann. Für uns zwar ungewöhlich, aber es geht kein Weg daran vorbei. Der Check-in-Prozess ist komplett automatisiert und erfolgt über ein Self-Service-Portal. Keine Chance jemanden zu bequatschen. Wenigstens können wir unser Gepäck gesichert lagern und machen uns auf den Weg in die Innenstadt.

Vorbei kommen wir dabei an eben der Squeezy Brauerei um festzustellen, dass der Barbetrieb vor Ort seit Oktober 2024 eingestellt ist. Der Betreiber muss wohl mit einer Selbsttherapie beschäftigt sein, ein Informationsschild erklärt und, dass er mit einem „geschärfteren Blick“ zurückkehren möchte. Also kein Bier, weiter in die Innenstadt.

Diese zeigt sich als wirklich uriges Alt-Städtchen. Ein üblicher lokaler Markt, auf dem leider nur einige Stände geöffnet haben und auch nicht wirklich viel Kundschaft unterwegs ist. Die Hauptattraktion ist die „Hühner-Straße“. Hier reiht sich ein traditionsreiches Restaurant an das andere, in welchen es das hier berühmte Dak Galbi zu essen gibt. Hühnerfleisch in verschiedenen Ausführungen mit Beilagen, welches am Tisch zubereitet wird. Dazu eine Schüssel Makguksu, eine Besonderheit aus Buchweizennudeln mit verschiedenen Beilagen.

Gesättigt holen wir uns noch ein paar Kleinigkeiten für auf das Zimmer und begeben uns auf den Weg zurück zum Hotel. Wir kommen nicht weit.

Ein mit verzinktem Stahlblech umrandeter Eingang der zu einer Treppe nach oben führt, ist unter anderem mit einem Werbeschild von VW dekoriert. Darüber das Schild „Jackson Bill Bar“. Der erste Eindruck verleitet uns trotz unseres müden Zustandes einmal hinein zu schauen. Gut, dass wir das getan haben, wir werden nicht enttäuscht.

Im Inneren findet sich vor einer Kulisse aus einem Gemisch von Industrial-Style, Loft und Steam-Punk Design ein wahrscheinlich Halbasiate älteren Semesters, der eine unfassbare Schallplattensammlung hinter sich stehen hat und alles Mögliche an Rock-Klassikern abspielt. Eine winzige Bühne mit Schlagzeug und Gitarren bestückt zeugt davon, dass hier auch ab und an Live-Konzerte gespielt werden. Überall im Raum ist antikes bis skurriles Interieur zu entdecken. Der DJ bietet uns auch an Musikwünsche zu äußern, was wir, nachdem die Playlist mehr so ins poppige abrutscht, dann doch auch wahrnehmen. Wir bleiben eine ganze Weile und kehren erst nach Einbruch der Dunkelheit zurück in ein Hotel, das nach den letzten beiden, die am Preis-Leistungs-Verhältnis doch einiges zu wünschen übrig ließen, einen fast schon unfassbaren Luxus offenbart.

Morgen geht es weiter nach Sokcho. Seit 2022 wird eine Eisenbahnstrecke zwischen Chuncheon und Sokcho gebaut, die leider mit Stand dieses Beitrags noch nicht fertig gestellt ist. Wir müssen also einen Intercity-Bus nehmen.