Inle Lake

Eigentlich wollten wir mit dem Bus von Mandalay zum Inle-See fahren. Jo Jo, der Tuk-Tuk Fahrer, macht uns jedoch einen anderen Vorschlag. Sein Freund würde sowieso mit dem Auto nach Inle fahren, um Touristen abzuholen, ob wir uns nicht lieber mit dem Privatauto fahren lassen wollten. Nach einigem Verhandeln war das Privatauto nicht mehr allzuviel teurer als der Bus, außerdem natürlich viel bequemer.

Wir überqueren mit unserem Fahrer das Gebirge mit tollen Aussichten in die Täler in Richtung Chan-State und sehen einen kilometerweiten Stau vor dem Checkpoint wieder zurück in den Distrikt Manalay. Hier wird jedes Fahrzeug einzeln durchgecheckt. Eine ewige Prozedur. Auf diesem Weg wollen wir nicht wieder zurück reisen.

Schön, dass wir überall einfach anhalten können um Fotos zu machen. Zur Mittagszeit halten wir in Kalaw, einem kleinen Städtchen in den Bergen. Unser Fahrer empfiehlt uns ein landestypisches Restaurant und bringt uns zum Markt, auf dem wir ein paar Leckereien und Schmuck kaufen und etwas bummeln können.

Auf der anderen Seite der Gebirgskette hinunter eröffnet sich das Tals des Inle Lake begrenzt durch eine weiter nordöstlich parallel laufende Gebirgskette. Auf der gesamten Fahrt gab es verhältnismäßig wenige Checkpoints an denen Schmiergeldzahlungen erforderlich waren. Jetzt kommen wir an einen, der sozusagen ein Eintrittsgeld von 10 Dollar pro Person in den „Naturpark Inle Lake“ verlangt. Der Fahrer muss für sich dennoch zusätzlich schmieren.

Ein paar Kilometer weiter kommen wir im „Mingalar Inn“ an, einem kleinen privat geführten Hotel an, welches offenbar vor Corona und vor dem Militärputsch 2021 eine prospertierende Zukunft vor sich hatte. Die Betreiber sind ein Ehepaar mit einem Sohn, die aufgrund der Umstände den Hotelausbau auf Eis gelegt und einen kleinen Supermarkt auf dem Anwesen eröffnet haben. Wir werden freundlich empfangen, aber erhalten auch schon gleich den Hinweis, dass die Stromversorgung vom Gutdünken der Regierung abhängt und es meistens nur zwei Stunden am Tag Strom gibt. Und nur wenn es Strom gibt, gibt es auch warmes Wasser zum Duschen. OK, viel Auswahlmöglichkeiten gibt es für uns nicht.

Über was man doch froh sein kann

Am nächsten Morgen duschen wir warm – und freuen uns. Mit der Internetverbindung verhält es sich ähnlich. Sie wird offenbar nach Lust und Laune ein und ausgeschaltet. Eine vernünftige Kommunikation ist schlicht und ergreifend nicht möglich. Für die hiesige Wirtschaft natürlich ein Todesurteil. So sind viele Restaurants und Hotels verlassen und in denen, die, offen haben, ist so wenig los, dass es aus unserer Sicht wirtschaftlich kaum Sinn macht, zu öffnen.
Wir buchen direkt für den nächsten Tag eine Bootstour über den Inle Lake und besuchen noch den Nachtmarkt, genießen ein paar leckere Desserts und fallen dann ziemlich geschafft ins Bett.

Bootstour auf dem Inle See

Pünktlich 9 Uhr steht unser Bootsguide vor der Tür. Wir haben das reichliche und liebevoll angerichtete Frühstück genossen, haben aber noch ein paar Themen mit den Hotelbetreibern zu klären. Wäscheservice ist angesagt, außerdem der Weiterflug zurück nach Yangon. Wir sind die einzigen Gäste der Bootstour, so ist es kein Problem für unseren Guide, zu warten.
Nach einem kurzen Fußweg an den Fluss steigen wir in das motorbetriebene Boot ein und tuckern ein langes Stück Fluss entlang vorbei an auf Pfählen stehenden Häusern bis es auf den offenen See hinaus geht.

Einfachstes Leben

Wir fahren bis an die andere Seite des Sees und sind im weiteren Verlauf doch sehr erstaunt, was hier alles in Floating Villages geschaffen wird. Die erste Station ist bei einem „Gold and Silver Smith“ einer Schmuckschmiede in der wir gezeigt bekommen, wie aus Gestein der umliegenden Gebirge Silber gewonnen und weiter verarbeitet wird. Natürlich werden die Schmuckstücke hier auch zum Verkauf ausgestellt und wir können ein paar schöne Stücke zu recht günstigem Preis erstehen. Nach einem kräftigen Kaffee geht es weiter.

Wir kommen an einer weiteren Pagode an, kämpfen uns durch die Gruppe von Frauen, die uns Blumensträuße verkaufen wollen und haben wirklich keine Lust mehr barfuß durch einen weiteren Tempel zu latschen. Also nehmen wir den Weg in Richtung des kleinen, recht armseligen Dorfes und werden wie so oft mit einer unfassbaren Herzlichkeit begrüßt. Eine Frau bietet uns an, etwas zu probieren, was so aussieht wie Kabbenchips. Sie hält uns aber ein im Durchmesser etwa 80 cm großen Stück hin, welches wir als zu groß erachten und verzichten. Zeigt es aber wieder einmal, wie freundlich und offen für Fremde diese liebenswerten Menschen hier sind.

Ein kleiner Verkaufsstand bietet uns ein paar erfrischende Getränke an und wir können die Produktion des hiesigen Aufputschmittels aus nächster Nähe beobachten. Kleine, in grünen Blättern gepackte Mischungen aus Tabak, gehackte Bethelnüsse und einer weißen Masse. Die Sprachbarriere lässt uns nicht herausfinden, ob es sich lediglich um ein Aufputschmittel oder schon um eine Droge handelt.

Die nächste Station ist eine Weberei mit unzähligen alten und handbetriebenen Webstühlen. Sehr beeindruckend wie hier mit Seide, Baumwolle und Lotusblumen in filigraner Kleinarbeit Tücher hergestellt werden. Das schönste Stück, welches für einen Einkauf in Frage käme, liegt allerdings bei einem Preis von 200 US$ – sicher seinen Preis wert, aber nicht in unser Budget passend. Ein kurzer Grüntee und eine kleine Spende für die Führung entlässt uns zur nächsten Station.

Hier haben wir nur einen kurzen Aufenthalt. Es handelt sich um einen Zigarrenmanufaktur. Interessant wie hier die Zigarren zusammengebaut werden, aber für uns als Nichtraucher nicht besonders im Fokus. Eine Restauration lädt uns zu einer kleinen Erfrischung ein, bevor wir uns auf den Rückweg machen. Eine letzte Station sieht einen Aufenthalt vor, an dem die hiesigen „Einbein-Fischer“ ihre Künste vorstellen. Es ist schon spät – kurz vor Sonnenuntergang und wir bitten unseren Guide direkt weiter zurück zu fahren. Wir kommen wohl behalten zurück, bedanken uns für den wirklich tollen Ausflug und bummeln zurück durch den Ort. Mit einem kleine Abstecher über den Nachtmarkt um noch ein kleines Desserts zu genießen. Ein Fettgebäck welches sehr an Berliner erinnert ist sehr lecker und wohl das Standardernährungsmittel der Produzentin selbst, eine Frau mittleren Alters auf einem Miniaturhocker sitzend, die so fett ist wie es selbst für Asiaten absolut ungewöhnlich ist.

Wandertag mit Verkostung

Tags drauf unternehmen wir eine Weinwanderung. Wir verlassen den Ort zu Fuß – eine Unternehmung, die hierzulande immerzu mit Unverständnis betrachtet wird, wird doch hier auch der kürzeste Weg mindestens mit einem Moped zurück gelegt. Im weiteren Verlaufe des Weges erschließt sich uns aufgrund der Farbe des Bodens der Name der „Red Mountain Winery“. Der nicht ganz 5 km lange Weg führt uns an einem kleine beschaulichen See und einem Trampelpfad entlang, der wieder einmal ein unsicheres Gefühl in uns erzeugt – welche Tiere werden uns hier wohl begegnen?

Wir schaffen es – die „Red Mountain Wineyard and Winery“ eröffnet sich vor uns. „Welcome to the Red Mountain Winery“ werden wir von einem der Mitarbeiter begrüßt und finden Platz in in einem luxuriös wirkendem Restaurant. Wir genießen den Abend. Unseren anschließenden Weineinkauf knüpfen wir an eine vom Restaurant organisierte Rückfahrt mit einem TukTuk zurück zum Hotel. Bevor wir zurück fahren können wir noch etwas über die Geschichte des Weingutes erfahren und ein kurze Führung durch die Produktion und den Keller erleben.

Der nächste Tag lässt uns etwas länger ausschlafen, obwohl es hierzulande zu dieser Jahreszeit schon sehr früh morgens hell wird. Wir haben kein spezielles Programm für heute. Nach dem Frühstück mit indischem Einfluss – unsere Hotelchefin fährt allem Anschein nach alle Geschütze auf – gehen wir begeistert und gestärkt für den Tag auf einen Ausflug mit einem TukTuk nach Maing Thauk, ein kleines Dorf weiter am Inle Lake.

Ein recht langer Holzsteg führt uns am Ende an eine Floating Village, von wo wir mit Booten durch den Ort gefahren werden könnten. Dazu haben wir jedoch keine Lust und kehren zurück um am „Inle Palace“, einem schnuckeligen Restaurant auf dem See einzukehren, ein Erfrischungsgetränk und einen Tea-Leaf-Salat zu nehmen.

Unser TukTuk-Fahrer hat für diese Zeit auf uns gewartet. Jetzt fahren wir zurück mit dem auf dem Weg liegenden Ziel der gestrigen Winery. Wir entlassen den TukTuk-Fahrer indem wir ihm erklären, dass wir die etwa 4 km lange Strecke zurück, zu Fuß zurück gehen. Ein unverständliches Lachen konnte er sich nicht verkneifen, wir jedoch genießen den Nachmittag in entspannter Atmosphäre und gehen später den Weg zu Fuß zurück mit vielen Erlebnissen, die wir andernfalls nie gehabt hätten. Nach einem üppigen Abendessen in unserem Ort kehren wir zu unserm Hotel zurück und buchen für morgen doch noch den Vorschlag unserer Hotelirin, einen Kochkurs zu absolvieren.

Am nächsten Tag heißt es also wieder früh aufstehen um uns dann nach dem Frühstück mit unserem Kochlehrer zu treffen. Er erwartet uns am Wochenmarkt und stellt sich als Leslie vor. Für uns einfacher auszusprechen als seinen richtigen myanmarischen Namen. Wir besprechen was wir heute kochen werden, kaufen gemeinsam die frischen Zutaten ein und fahren dann mit dem TukTuk zur Kochschule, Bamboo Delight Cooking school.

Hier empfängt uns sehr herzlich seine Frau Sue. Während fleißige Helfer die gekauften Zutaten vorbereiten schreiben wir unsere Namen und das Menü an eine Kreidetafel. Das Gebäude umfasst nicht nur eine Kochschule, sondern bietet vielen Kindern und Jugendlichen eine Unterkunft, Bildung und Fürsorge, um sie aus der Armut heraus zu bringen. Außerdem engagiert sich Sue noch in verschiedenen anderen sozialen Projekten. Getragen wird das alles durch Spenden, teilweise aus dem Ausland von früheren Teilnehmern der Kochkurse.
Dann kanns losgehen. Unter der Anleitung der beiden zaubern wir eine Roselle-Suppe, einen Avocadosalat, einen Spinatsalat und als Hauptgang Hühnchen und Fisch. Gekocht wird auf Kohlegrills, sie aussehen wie größere Tontöpfe. Dazu gibt es noch Reisbrot, dass ebenfalls über dem Grill aufgebacken wird. Zum Abschluss gibt es süße Tapiokakügelchen mit Palmzucker und Kokosmilch. Alles sehr lecker! Die Kinder und Jugendlichen kommen immer mal vorbei um beim Abwasch zu helfen. Und auch die Hunde sind neugierig und werden immer wieder von Leslie verscheucht. Wir verabschieden uns am Schluß mit einer Umarmung und werden auf jeden Fall Sue Buch bei Amazon bestellen (Cooking with Sue). Auch bei diesem Event war die besondere Herzlichkeit der Menschen in Myanmar zu spüren und wir haben viel über das Leben in Myanmar gelernt.